Was seht ihr, wenn ihr mich seht? Was spürt ihr, wenn ihr meine Texte lest? Was hört ihr, wenn ihr meinen Worten lauscht? Was denkt ihr, wenn ihr mich auf der Strasse seht?
Ich habe in den letzten 1 ½ Jahren schon einige Texte hier in meinem Blog geschrieben. Immer sind es meine eigenen Wahrnehmungen, meine Gefühle, meine Gedanken. Mal war ich laut, mal war ich leise. Mal war ich traurig, manchmal ganz fröhlich. Manchmal eher unglücklich, manchmal voller Glück. Und das bin ich immer noch. Immer noch bin ich alles. Ich bin alles: Ich fühle mich sicher und im nächsten Moment wieder total unsicher. Ich fühle eine unglaubliche Freude und im nächsten Moment bin ich wieder traurig. Ich fühle mich geborgen und sicher und am nächsten Tag wieder alleine. Ich fühle diese grosse Liebe in mir und im nächsten Moment kommt sie mir irgendwie wieder abhanden.
All das bin ich, all das fühle ich. Und ich schreibe meine Texte manchmal an ganz guten Tagen und manchmal an etwas weniger guten Tagen. Aber immer kommen sie von Herzen.
Was ich aber jeden Tag in mir fühle, ob gute oder weniger gute Tage, ist diese grosse Dankbarkeit für dieses Leben. Denn ich darf leben, ich darf all dies erfahren, was Menschsein ausmacht. Ich darf die grossen und kleinen Freuden erfahren, ich darf das ganz grosse Glück und die ganz grosse Liebe erfahren, aber auch die Unsicherheit, das Alleinsein, die Traurigkeit. All dies gehört zu mir. Es macht mein Leben zu dem, was es ist. Denn ich möchte gar kein Leben führen, das schal ist. Ich möchte kein Leben führen, das immer gleichförmig ist. Ich möchte mich in meinen Tiefen erkennen. Ich möchte alle Facetten meiner selbst kennenlernen. Und dazu gehören auch der Schmerz und die Ängste dazu.
Mein Leben ist nicht ein ruhiger, gemächlicher Fluss, der dahin plätschert. Nein, mein Leben ist ein Bergbach, der mal wild fliesst, der über Steine fliesst, der mal ein ruhiges Bächlein ist, der ans Ufer klatscht, der mal ein riesiger Wasserfall ist, der wild, unberechenbar aber total erfrischend ist, der irgendwann mal ins Meer fliesst. Dieses Leben liebe ich – trotz allem.
Und nun, was seht ihr, wenn ihr mich seht? Ihr seht euch selber. Auch ihr seid eine ruhiger Fluss oder ein wilder Bergbach oder ein reissender Strom. Ihr seht in mir euer eigenes Leben. Aber mal mehr oder mal weniger berührt es euch. Denn ihr alle habt verschiedene Facetten. Was ihr in einem anderen Menschen seht, seid ihr selbst. Die schönen oder auch weniger schönen Seiten in euch werden durch die Mitmenschen gespiegelt.
Was wäre, wenn das so wäre? Was wäre, wenn alles im Aussen nur ein Spiegel eurer selbst ist? Wenn euch etwas nicht richtig erscheint, wenn euch etwas erschreckt, wenn ihr Neid verspürt? Wenn ihr aber auch grosse Zustimmung, Glück und Liebe verspürt, wenn ihr etwas hört oder seht, was macht ihr dann? Untersucht ihr den Spiegel, putzt ihr den Spiegel, verurteilt ihr den Spiegel, umarmt ihr den Spiegel? Oder könnte es sein, dass dies alles ihr selber seid?
Was seht ihr, wenn ihr mich seht? Was siehst DU, wenn DU dich siehst?
Bernarda ❤