Es war einmal eine unscheinbare Blume. Sie lebte in einem grossen Blumengarten. Sie war klein, von zarter Statur, hatte einen feinen, flaumigen Stiel, ihre Blüte war bläulich, fast lila und die Blätter waren beinahe durchscheinend. Sie war so unscheinbar, dass sie von den Menschen, die den Blumengarten besuchten, nicht beachtet und sogar zertrampelt wurde. Aber sie stand immer wieder auf, schüttelte sich die Erde ab von ihrem zarten Kleid ab und blühte weiter. Obwohl sie oft nicht wusste, warum.
In diesem Blumengarten wuchsen ganz viele verschiedene Blumen. Aber unsere unscheinbare Blume fühlte sich so gar nicht wohl in diesem Garten. Denn da waren prächtige Rosen in allen Farben: rote, weisse, pinke, orangene, sogar eine schwarze war dabei. Ihr Duft war betörend. Die Menschen bestaunten die Rosen. Sie sagten: „Ah! Oh! Welch wunderschöne Rosen! Dieser Duft!“ Die unscheinbare Blume fühlte sich im Vergleich mit den Rosen noch viel unscheinbarer und wertloser.
Und da waren auch noch die Sonnenblumen. Sie waren so gross, so erhaben. Sie hatten einen starken Stiel, grosse Blätter und ihre gelben Blüten richteten sich immer nach der Sonne aus. Auch sie bekamen viel Beachtung von den Menschen. Oh wie gerne wäre die unscheinbare Blume auch eine von ihnen: Gross, schön, erhaben und gesehen von den Menschen. Aber nein, auch durch grosses Wünschen und Vergleichen wurde die unscheinbare Blume keine Sonnenblume und auch keine Rose.
Ach, es hatte noch so viele andere Pflanzen und Blumen in diesem Garten. Da waren die, die Stacheln hatten, die, die Heilkräfte in sich trugen, die, die als Unkraut bekannt waren. Alle bekamen durch ihre Art Beachtung. Sie alle wurden gesehen. Ausser die unscheinbare Blume. Sie fühlte sich schwach, unscheinbar, zu nichts nütze. „Wofür bin ich hier in diesem Garten, wenn ich doch nichts bin? Ach wäre ich doch eine Rose oder eine Sonnenblume oder wenigsten ein Löwenzahn.“
Während die unscheinbare Blume so in Gedanken versunken war, bemerkte sie auf einmal, dass ein kleiner Junge sie ganz aufmerksam betrachtete. Das war ihr jetzt aber doch etwas unangenehm. Jemand sah sie an? „Oh, ich fühle mich so klein und nicht würdig, dass ich gesehen werde.“
Doch der kleine Junge blieb und schaute sie durch seine unschuldigen, klaren Augen an. Und plötzlich hörte sie die Gedanken des Jungen: „Du bist meine Lieblingsblume. Nach dir habe ich gesucht. Du bist genau wie ich. So unscheinbar, so zart, so klein, dass man dich beinahe übersehen könnte. Aber nur beinahe. Denn ich habe dich gefunden. Dein zarter Duft hat mich angezogen. Ich konnte deinen Duft riechen mit meiner feinen Nase und ich habe dich so lange gesucht, bis ich dich gefunden habe. Du hast eine ganz spezielle Heilkraft für mich. Denn obwohl du klein und unscheinbar bist, hast du eine unglaubliche Kraft in dir. Das spüre ich genau. Du stehst immer wieder auf, auch wenn du zertrampelt wirst. Du stehst mutig da, obwohl du übersehen wirst. Du verströmst deinen köstlichen Duft, obwohl dich die wenigsten Menschen riechen können. Trotz deiner Unscheinbarkeit habe ich dich gefunden. Danke, dass du mich daran erinnerst, wer ich bin. Denn ich bin wie du.“ Oh, wie war die unscheinbare Blume überrascht von diesen Gedanken des Jungen. Sie fühlte sich auf einmal gar nicht mehr so unscheinbar.
Ab diesem Tag kam der Junge regelmässig vorbei, um die unscheinbare Blume zu besuchen. Manchmal brachte er jemanden mit, andere Kinder, aber auch Erwachsene, manchmal kam er auch allein. Mit der Zeit kamen immer mehr Menschen und besuchten die unscheinbare Blume. Sie fragte sich, wieso sie nun nicht mehr so oft zertrampelt wurde und wieso sie nun auf einmal von den Menschen gesehen wurde. Sie alle sagten, sie hätten den lieblichen Duft der Blume gerochen. Und der Blume wurde auf einmal klar, dass das ihre ganz eigenen Heilkraft war: Ihr Duft, den sie verströmte. Und je mehr sei gesehen und besucht wurde, umso mehr verströmte sie ihren unvergleichlichen, heilsamen Duft.
Diesen Duft aber konnten nur die Menschen riechen, die sich auch unscheinbar, klein und zart fühlten. Sie erkannten durch die Blume, dass es ganz egal ist, wie unbedeutend, wie klein, wie unscheinbar, wie zart ihr Wesen ist. Was wirklich zählt, ist der Duft, die Energie, die sie ausströmen. Sie ziehen dadurch andere Menschen an, die sich auch so fühlen. Gemeinsam können sie erkennen, wie stark sie trotz allem sind. Wie mutig sie durch das Leben gehen, trotz ihres zarten Wesens. Denn es ist ihre Essenz, die zählt. Und diese Essenz ist es, was die Welt braucht. Ihr zartes, liebliches Wesen, das so lange ein Schattendasein geführt hat. Endlich wird diese wahre, wirkliche Heilkraft für die Erde erkannt und gelebt.
Von diesem Tag an hielt sich die unscheinbare Blume nicht mehr zurück. Sie verströmte ihren Duft ungehemmt. Denn sie wusste nun, dass sie wichtig ist, dass ihr Duft wichtig ist. Für all die Menschen, die so waren wie sie. Und für die Welt, die ihre Medizin so dringend braucht.
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© Bernarda Schmid, 24.05.2022
Darum: Verströme auch du deinen Duft, dehne deine Energie direkt aus deiner Essenz aus. Die Welt braucht dich in deiner Einzigartigkeit. Du weisst nie, wie wichtig zu bist, bis du deine Essenz wirklich lebst.
Wenn dich diese Geschichte berührt und ich dich auf diesem Weg begleiten kann, melde dich gerne bei mir. Denn du wirst spüren und erkennen, dass wir beide einen ganz ähnlichen Duft verströmen. 😉
Von Herz zu Herz ❤️
Bernarda
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© Bernarda Schmid, dein-herzensweg.ch.
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